Anton Wilhelm Amo promovierte als erster Afrikaner an einer europäischen Universität. Als Vierjähriger an den Herzog von Wolfenbüttel ›verschenkt‹, ermöglichte ihm dieser eine gute Ausbildung und förderte seinen Werdegang. Sein intellektuelles Schaffen begann Amo 1729 mit der Disputation ›Über die Rechtsstellung der Mohren in Europa‹. Dieses Thema bewegte den Verfasser selbst, denn er untersuchte »[...] wie weit den von Christen erkaufften Mohren in Europa ihre Freyheit und Dienstbarkeit denen üblichen Rechten nach sich erstrecke.«

Die akademische Karriere Amos fiel in die Zeit der Frühaufklärung, die durch konfessionelle Streitigkeiten geprägt war. Erbitterte Auseinandersetzungen zwischen Theologen und Philosophen sowie die finanzielle Abhängigkeit von herrschaftlichen Förderern bestimmten die Wege damaliger Gelehrter. Als Anhänger der Wolffschen Philosophie war auch Amo davon betroffen. Obwohl er sich während seiner wissenschaftlichen Laufbahn etablieren konnte und Ansehen genoss, konstatierte er 1740: »Wer sich der Notwendigkeit anzupassen versteht, ist weise und göttlicher Dinge sich bewusst. Dies hat Anton Wilhelm Afer [...] zur ständigen Erinnerung an sich niedergeschrieben.«

Berufliche Unsicherheiten, der Tod eines Freundes und nicht zuletzt eine öffentliche Schmähschrift, in der Amos Werben um eine Frau verspottet wurde, veranlassten ihn, nach Ghana zurückzukehren. Dort lebte er »[...] als Eremit und hatte unter den Seinen den Ruf eines Wahrsagers. Er war verschiedener Sprachen mächtig [...] und hatte große Kenntnisse in Astronomie [...]. Er hatte einen Bruder, der Sklave war in der Kolonie von Surinam. Später nahm [er] in [...] Chama Wohnung.« Der Umzug ins Küstenfort erfolgte vermutlich nicht freiwillig, denn in dem von Sklavenaufständen erschütterten Kolonialreich der Holländer stellte Amo mit seiner europäischen Bildung eine Gefahr dar. Amo, der sich seiner Herkunft zeitlebens bewusst blieb und die erste Arbeit über die juristische Situation Schwarzer Menschen in Europa verfasste, starb um 1753 in einem Fort von Sklavenhändlern.

Der Text basiert auf Burchard Brentjes: ›Anton Wilhelm Amo. Der schwarze Philosoph in Halle.‹ Leipzig, 1976.